DER MÖRDER WAR NICHT DER GÄRTNER - KRIMIDINNER IN WÜRZBURG
Hallo ihr Lieben,
AUFI MUASS I
DER LEICHENSCHMAUS
DAS ESSEN
was schenkt man sich, wenn man ein gewisses Alter erreicht
hat und schon alles hat oder es sich einfach selber kaufen kann? Am besten Zeit
und Erlebnisse und genau so ein Geschenk hatte ich zu Weihnachten von meinem
Mann bekommen: gemeinsame Zeit und ein tolles Erlebnis, das am vorletzten
Wochenende nun stattfand.
Vor ein paar Jahren hatte mein Mann das Vergnügen, bei der
Weihnachtsfeier vom Geschäft ein Krimidinner mitzuerleben und da ich damals
fast grün vor Neid war und er meint, dass mir grün nicht steht, gönnte er mir
einen Ausflug nach Würzburg mit einer Übernachtung und einem Besuch eben dieses
Dinners auf der Festung Marienberg. Davon möchte ich euch heute erzählen.
Auf den Berg… vom Hotelzimmer (über das Hotel selber ein
andermal mehr) hatte man einen wunderbaren Blick auf die Festung und konnte
feststellen, dass es da ganz schön hoch hinaufgeht. Da man für das Dinner
möglichst elegant, nämlich passend zum Thema „Leichenschmaus in adeligen
Kreisen“ gekleidet sein soll, waren bei mir Pumps angesagt und mit denen da
hoch zu laufen wäre kein Vergnügen geworden, auch wenn laut Rezeptionist der
Fußweg gerade mal 25 Minuten betragen sollte. Wir orderten also ein Taxi und
ließen uns standesgemäß vorfahren. Natürlich hätten wir auch selber mit dem
Auto fahren können, vor der Festung gibt es ausreichend Parkplätze, aber keiner
von uns wollte auf Wein/Bier verzichten.
Nicht nur vom Hotelfenster aus, auch vor Ort mach die über
dem Main gelegene und an zwei Seiten von Weinbergen gesäumte Festung einen
majestätischen Eindruck. Durch zwei kleinere Innenhöfe und großen Torbögen
hielt das Taxi auf einem dritten großen Innenhof direkt vor dem Eingang. Bevor
wir eintraten, ließ ich das Gebäude erst einmal auf mich wirken, die ab 1200
entstandene und im Spätmittelalter und der Renaissance erweiterte und
ausgebaute Burg ist wirklich ein würdiger Ort für ein Adelsdinner und versetzt
den Krimidinner-Besucher gleich in die richtige Stimmung.
Natürlich ist die Festung zum Teil modernisiert, das Foyer
erscheint daher groß und relativ kalt wie jedes andere Foyer in Neubauten. Für
Garderobe ist reichlich Platz, auch die Toiletten sind gut zu finden, groß und
sauber. Doch schon beim Eintreten in den Saal, in dem das Dinner stattfindet,
waren wir wieder in diesen Bann gezogen, der mich schon draußen packte.
Altmodisch-elegant mit verzierten Decken, mit rotem Samt bezogenen Stühlen und
„alten Meistern“ an den Wänden wurde das Ambiente mit schön gedeckten Tischen
ergänzt. Witzig fand ich die großen Leuchter in der Mitte, die mit „Spinnweben“
verziert waren. Tja, der Adel ist leider wohl verarmt und kann sich nicht
genügend Personal leisten ;-)
BITTE EINTRETEN
Aber nicht wie ein Trampel einfach drauf los und sich
irgendwo hinsetzen. Es gibt keine Platzkarten, der Maître empfing uns an der
Tür, hakt den Namen auf seiner Liste ab und wies eine junge Dame, die sich
später als die „uneheliche Tochter des Verstorbenen“ erwies an, uns an Tisch 15
zu führen. Dort nahmen wir an den letzten beiden freien Stühlen Platz, leider
mit dem Rücken zum Saal. Obwohl wir ziemlich genau um 19 Uhr ankamen und laut
Karte zu diesem Zeitpunkt der Einlass beginnt, war der Saal bereits gut
gefüllt.
Im ersten Moment war ich deswegen etwas enttäuscht, aber
letztendlich stellte sich heraus, dass es kein Problem war. Da das Theaterstück
zu jedem Gang des Essens unterbrochen wird, kann man sich zum Zuschauen mitsamt
dem Stuhl herumdrehen – dass ich meinem Sitznachbar deswegen meinen Rücken
zudrehen musste, hat er verkraftet.
begann um 19 Uhr 30 und dauerte vier Stunden. Die Geschichte
ist die zweite von fünf Episoden aus der Familiengeschichte der Ashtonburys,
jede Episode ist für sich abgeschlossen und wird auch verstanden, wenn man
vorhergehende nicht kennt.
Beim Leichenschmaus waren wir als „Verwandtschaft“ alle
willkommen zur Testamentseröffnung des verstorbenen Lord George Ashtonbury.
Ferner waren seine Frau Lady Emily Ashtonbury, sein Neffe Peter Ross, die
uneheliche Tochter des Lords Cora und der Butler Bunter anwesend. Zunächst
forderte Peter Ross uns auf, Handys auszuschalten und sich nach seiner
Anweisung dem Glas Absinth vor uns zu widmen. Ein Würfelzuckerstück musste ins
Glas gegeben und wieder herausgenommen, auf einen Löffel gelegt, angezündet und
nach Erlöschen der Flamme wieder ins Glas gegeben werden. Umrühren, mit Wasser
auffüllen und trinken. Ich habe noch nie Absinth probiert, schmeckt eigentlich
wie Ouzo, nach Anis eben. Sieht aber hübscher aus ;-)
Nun hielt Lady Ashtonbury eine Begrüßungsrede, in deren
Verlauf ein weiterer Gast in den Saal polterte, nämlich der Bruder des
Verstorbenen, der bis dato in den Kolonien gelebt hat und über dessen
unkultivierte und laute Art die Lady „not amused“ war.
Wie es nun einmal beim Erben so ist, waren sich die
Anwesenden nicht unbedingt grün, Familiengeheimnisse wurden ans Licht gebracht,
Intrigen gesponnen und es stellte sich sogar die Frage, ob der verblichene Lord
Ashtonbury gar eines unnatürlichen Todes gestorben sei – Grund genug für einen
Mord hätte wohl jeder gehabt. Doch darum sollte es gar nicht gehen, wie sich
herausstellt, als der Bruder Lord Ashtonburys auf einmal nach einem Schluck Wein
tot zusammenbrach. Die unangenehme Situation wurde noch dadurch verschärft,
dass das Schloss durch ein Unwetter von der Außenwelt abgeschnitten wurde, zum
Glück schaffte es der Inspektor kurz zuvor noch einzutreffen.
Die Schauspieler agierten hervorragend in dieser Geschichte
im Stil von Edgar Wallace, garniert mit einer guten Portion Humor, der nicht
selten rabenschwarz ist und daher bestens zum England der 60ger Jahre passt.
Aber nicht nur diese spielen ihre Rollen sehr gut, sondern auch ein Teil der Gäste.
Keine Angst, man wird nicht gezwungen, aktiv teilzunehmen: für die Rollen des
Doktors, des Notars und des Hilfs-Bobbys wurden vor Beginn Anwesende gefragt,
ob sie diesen Part übernehmen wollen. Lediglich mein Mann wurde überraschend
mit drei anderen zum Totenträger ernannt und musste das Mordopfer auf einem
Teppich aus dem Saal tragen.
Erwähnenswert wäre noch, dass das Stück bestens musikalisch
und mit Geräuschen untermalt wurde, so zuckte man zum Beispiel durchaus
zusammen, als sich das Unwetter plötzlich mit einem lauten Donner ankündigte.
war ausgesprochen lecker. Wer allerdings abgehobene
3-Sterne-Gerichte mit viel Chichi erwartet, wird enttäuscht sein. Ich
persönlich brauche keinen Firlefanz auf dem Teller, das Auge muss sich
angesprochen fühlen, aber Geschmack ist wichtiger als kunstvolle Schäumchen,
Blüten und Türmchen und was es da sonst noch so alles gibt.
Der erste Gang bestand aus Blattsalaten mit
Ziegenfrischkäsetalern mit einer Thymian-Honig-Vinaigrette, dazu
knusprig-frisches Baguette – sehr schmackhaft, nicht zu viel und nicht zu
wenig.
Im zweiten Gang wurde eine feine und wunderbar cremige
Kartoffelsuppe serviert, in der sich angebratene Scheiben von frischen,
ausgesprochen aromatischen Champignons versteckten.
Den Hauptgang bildeten Perlhuhnbrüstchen mit Schalotten,
Karotten und Zucchini, als Beilage handgemachte Gnocchi. An dieser Stelle ließ
mich mein Magen im Stich, ich schaffte nur eines der beiden leckeren, zarten
Fleischstücke.
Von daher war ich froh, dass das Dessert relativ klein
ausfiel: ein Miniwürfelchen Kuchen mit einer Himbeer-Schoko-Glasur und etwas
Panna Cotta wurden von Himbeersoße begleitet. Auf dem Teller meines Mannes war
viel mehr Soße, da tauschte ich doch gleich mal aus.
Die Getränke sind im Preis des Krimidinners nicht mit
inbegriffen. Ich gönnte mir zwei Gläser feinen Rotling zu je 4,60 Euro aus dem Stuttgarter
Hofkeller und eine Flasche Wasser.
Für meinen Mann gab es Julius Echter Hefeweizen zu 3,60 Euro.
Zu den Getränken ist noch zu sagen, dass man beim Bestellen
ein wachsames Auge haben muss. Die Bedienungen sind zwar sehr fix und
freundlich, man kann aber nur vor Beginn des Stücks und während der Gänge
bestellen – wird Theater gespielt, sind die Servicekräfte verschwunden, um den
Ablauf nicht zu stören. Schafft man es also nicht, sein Getränk zu bestellen,
solange gegessen wird oder trinkt sein Glas in der Mitte eines
Theaterintervalls aus, muss man darben und auf den nächsten Essensgang warten.
Für Allergiker oder Vegetarier/Veganer besteht die
Möglichkeit, vorab bei der Kartenbestellung dies anzugeben, die Wünsche werden
dann berücksichtigt. An unserem Tisch saß eine Dame, die statt dem Perlhuhn
etwas Vegetarisches als Hauptgang erhielt, soweit ich sehen konnte überbackenes
Gemüse in Tomatensauce, sah durchaus lecker aus.
WER WAR`S?
Der Gärtner nicht, soviel ist klar, nachdem keiner im Stück
vorkam. Wer es aber wirklich war, verrate ich natürlich nicht. Wie gesagt
dauert das Dinner ca. 4 Stunden, nach jeweils ca. einer halben Stunde
Schauspiel folgt ein Essensgang von ca. 20 Minuten, genug Zeit, um in Ruhe zu
essen und für die Raucher auch noch Gelegenheit, schnell nach draußen zu gehen.
Nach dem letzten Gang wird der Mörder überführt, doch zuvor
dürfen die Anwesenden vorbereitete Zettel ausfüllen, auf denen sie notieren,
wer es war, welches Motiv er/sie hatte und welche Strafe angemessen sei. Diese
Zettel werden eingesammelt und ausgewertet (die verteilten Kugelschreiber darf
man behalten), die lustigsten Antworten wurden vorgelesen, was noch einmal
ordentlich Lacher folgen ließ – wobei ich mir nicht so sicher bin, ob diese
tatsächlich von Teilnehmern geschrieben und nicht gefaket waren, aber wen
stört´s? Wer den richtigen Täter aufgeschrieben hat, kommt in den Lostopf
(wofür die Urne Lord Ashtonburys missbraucht wird) und hat die Chance auf eine
Flasche Wein. Zudem geht eine weitere Flasche an Denjenigen oder Diejenige,
der/die die authentischste 60ger-Jahre-englischer-Adel-Kleidung trägt. Die Dame
im schwarzen Sixties-Kostüm mit Pillbox-Schleierhütchen wurde da ganz zu Recht
ausgezeichnet. Ich lag bei der Täterbestimmung richtig, hatte aber leider nicht
das Losglück.
FAZIT
Dieses Krimidinner war ein rundum gelungenes Geschenk, das
mich wirklich begeistert hat. Es war spannend, es gab viel zu lachen, das Essen
sowie mein Wein waren lecker, der Service schnell und freundlich und die
Räumlichkeiten passten. Den nicht geringen Preis von 79 Euro pro Person (ohne Getränke)
halte ich dafür absolut für angemessen, es ist einfach mal was Anderes und auch
Besonderes. Es ist absolut kein Verbrechen, wenn ich dieses Event weiterempfehle.
Wer nun Lust hat, auch einmal so ein Dinner mitzumachen, der
gibt bei Mydays einfach „Krimidinner“ in die Suche ein und findet das Event an
147 Standorten. Ich selber kann natürlich nur Würzburg beurteilen, aber ich
denke, auch an anderen Standorten sind sowohl die Schauspieler als auch das
Menü nicht schlechter. Sollten wir einmal wieder krimidinieren wollen, werde
ich allerdings direkt über die Seite des Veranstalters „World of Dinner“
(www.worldofdinner.de) buchen, hier kann man über die Suche Standorte in der
Nähe eingeben, das Stück auswählen, das Menü (das ja immer wechselt) anschauen,
freie Termine eruieren und Informationen über den Spielort nachlesen. Teilweise
kann hier sogar auch gleich eine Übernachtung mitgebucht werden.
Würde euch so ein Krimidinner Spaß machen? Oder habt ihr schon mal eines erlebt?
Liebe Grüße
Eure Kerstin
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